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4. Fachforum der Städtebauförderung

Handeln statt Warten – Sachsens Zukunft beginnt in Klein- und Mittelstädten

Das Fachforum der Städtebauförderung des Sächsischen Staatsministeriums für Infrastruktur und Landesentwicklung (SMIL) stellte die Besonderheiten und Potenziale der sächsischen Klein- und Mittelstädte in den Mittelpunkt. Sachsen zählt über 200 Kleinstädte mit weniger als 20.000 Einwohnerinnen und Einwohnern – geprägt von kompakten, klar gefassten Ortskernen, engmaschigen Straßen- und Gassenstrukturen und vielfach Blockrandbebauung mit drei- bis viergeschossigen Wohngebäuden. Die geringe Zersiedlung am Stadtrand stärkt eine »Urbanität im Kleinen«, die in zentralen Plätzen sowie repräsentativen Rathäusern, Kirchen und Markthallen bis heute sichtbar ist. 
Vor diesem Hintergrund widmete sich das Fachforum den konkreten Herausforderungen und Lösungsansätzen: Die Themen wurden vorab abgefragt und in fünf Workshops zu Innenstadtentwicklung, interkommunaler Kooperation, Aktivierung von Anwohnenden, Mobilität sowie zur Rolle der Sozialwirtschaft als Akteur der Stadtentwicklung vertieft. Die Resonanz war groß; zahlreiche Teilnehmende brachten Praxiswissen und unterschiedliche Perspektiven ein. 

Der Veranstaltungsort, der Kulturbahnhof in Leisnig, fungierte zugleich als Best-Practice für Reaktivierung und Umnutzung zentral gelegener, vormals brachliegender Gebäude. Ein Impulsvortrag von Frau Siw Foge (Kleinstadtakademie) gab Einblicke in Angebote und Unterstützungsleistungen für kleinere Städte. Die Kleinstadtakademie, gefördert durch das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB), hat sich als Plattform zur Vernetzung und Unterstützung von Kleinstädten etabliert. Ziel ist es, die besonderen Herausforderungen dieser Städte sichtbar zu machen und praxisorientierte Lösungen zu entwickeln. Die Akademie bietet verschiedene Formate wie den Kleinstadt-Kongress, Webtalks und das Kleinstadt-Barometer, um den Austausch zwischen Kommunen, Politik, Wissenschaft und Praxis zu fördern. Sie unterstützt Kleinstädte bei der Entwicklung von Projekten in Bereichen wie Innenstadtentwicklung, Stadtumbau und Wohnraumentwicklung und fördert Kooperationsprojekte. Ein weiteres wichtiges Anliegen ist die Förderung der sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung von Kleinstädten durch den Wissens- und Erfahrungstransfer sowie die Initiierung von Projekten, die konkrete Lösungen für die Herausforderungen der Städte bieten.
Zudem überreichte Staatsministerin Regina Kraushaar im Rahmen des Fachforums die Be-scheide für die Neuaufnahmen 2025 in die Städtebauförderung und richtete ein Grußwort an die Teilnehmenden. Das Fazit des Tages: Klein- und Mittelstädte sind zentrale Träger der sächsischen Zukunft – jetzt gilt es, gemeinsam zu handeln, statt zu warten.

Nachfolgend werden die wesentlichen Kernbotschaften zu den fünf Workshops zusammengefasst:

1. WS Innenstadtentwicklung

  • Beteiligung der Bevölkerung ist der Schlüssel zur Innenstadtbelebung
    Das Engagement der Bevölkerung ist entscheidend, da eine Stadt nur so lebendig ist wie ihre aktiven Bürger.
  • Kontinuierliche Bürgerbeteiligung fördert langfristige Erfolge
    Auch wenn die Beteiligung anfangs langsam wächst, ist es wichtig, dauerhaft daran zu arbeiten, um eine nachhaltige Beteiligung zu sichern.
  • Verwaltung kann Engagement anstoßen, aber nicht alleine tragen
    In kleineren Städten sollte die Verwaltung das gesellschaftliche Engagement fördern und unterstützend begleiten, da es nicht allein von ihr kommen kann.
  • Innenstadtbelebung erfordert soziale und kulturelle Perspektiven
    Maßnahmen sollten nicht nur den Handel stärken, sondern auch den sozialen Zusammenhalt und die Stadt als Ort der Begegnung fördern.
  • Co-Working-Spaces als Impulsgeber für Innenstadtbelebung
    Co-Working-Spaces können als Treffpunkte wirken und das Innovationspotenzial in Kleinstädten nutzen, um die Innenstadt positiv zu beeinflussen.

2. WS interkommunale Kooperation

  • Erfolgreiche Kooperationen benötigen Kommunikation auf Augenhöhe
    Die Bildung einer Kooperation ist ein Prozess, der mit kleinen Schritten beginnen sollte und alle Protagonisten mitnehmen muss.
  • Feste Strukturen erleichtern die Zusammenarbeit
    Regelmäßige Treffen, gemeinsame gemeindeübergreifende Gremien und klare Regelungen zur Kostenteilung sind notwendig. 
  • Verwaltungsoptimierung
    Kosten- und Aufgabenteilung ermöglicht die langfristige Sicherstellung der Aufgabenerfüllung, zentrale Lösungen und Standards, z.B. bei der Digitalisierung.
  • Stärkung der regionalen Wettbewerbsfähigkeit 
    Für gemeinsame (Modell-)projekte können Fördermittel beantragt werden. Eine Förderung von Personalkosten wäre wünschenswert. 
  • Identität schaffen 
    In Regionen denken und gemeinsame Merkmale identifizieren schafft Identität. Die Mehrwerte müssen vermittelt werden, z.B. durch Imagekampagnen und zielgruppenorientierte An-sprachen. 

3. WS Aktivierung von Anwohnenden

  • Negative Impulse in positive Ergebnisse umwandeln
    Herausforderungen sollten als Chancen genutzt werden, um Verbesserungen in der Verwaltung zu erzielen.
  • Bürgerbeteiligung stärkt die Verwaltung
    Bürgerbeteiligung fördert das Vertrauen und die Effizienz der Verwaltung, indem sie die Bedürfnisse der Bürger berücksichtigt.
  • Die Verwaltung als Bindeglied zwischen Politik und Bürgern
    Die Verwaltung spielt eine zentrale Rolle als Vermittler zwischen politischer Führung und Bürgeranliegen.
  • Mitarbeiter der Verwaltung aktiv einbeziehen
    Der Erfolg der Bürgerbeteiligung hängt davon ab, dass alle Verwaltungsmitarbeiter in den Prozess integriert sind.
    Persönliche Ansprache fördert Bürgerbeteiligung
    Eine direkte und persönliche Ansprache erhöht die Bereitschaft der Bürger zur Mitwirkung erheblich.

4. WS Mobilität

  • Mobilität ist zentral für die Stadtentwicklung
    Mobilität bildet einen wesentlichen Baustein der Stadtentwicklung und muss strategisch mit-gedacht werden. 
    Ländliche Mobilität ermöglicht Zukunft, Teilhabe und Klimaschutz
    Gute Mobilitätslösungen im ländlichen Raum sind entscheidend für regionale Zukunftsfähigkeit, soziale Teilhabe und ökologische Verantwortung. 
  • Alltag mitdenken: Mobilität ist vielschichtig
    Konzepte müssen »Dinge des täglichen Lebens« wie Demografie, Pflege und Gesundheit integrieren, damit Generationenleben vor Ort attraktiv bleibt. 
  • Lernen im Tun: Konzeptbasiert experimentieren statt auf Blaupausen warten
    Entwicklungskonzepte sind wichtig, doch Fortschritt entsteht durch pragmatisches Ausprobieren und iterative Anpassung ohne starre Vorlagen. 
  • Beteiligung und Kommunikation schaffen Akzeptanz—Städtebau setzt den Rahmen
    Bürgerbeteiligung muss wachsen und den Mehrwert erlebbar machen, während der Städte-bau die nötigen Rahmenbedingungen für Projekte bereitstellt. 

5. WS Sozialwirtschaft

  • Kommunale Rückendeckung mit klaren Zuständigkeiten sichern
    Stadt und Stadtrat geben verlässliche Unterstützung, benennen einen festen Ansprechpartner und binden die Sozialwirtschaft frühzeitig ein.
  • Ehrenamt stärken – professionell gerahmt und verjüngt
    Breite Inhalte gelingen nur mit vielen Ehrenamtlichen, deren Einsatz durch festangestelltes Personal koordiniert und durch gezielte Gewinnung junger Freiwilliger gesichert wird.
  • Partizipation, Transparenz und Offenheit verankern
    Partizipative Strukturen, transparente Kommunikation, kulturelle und soziale Offenheit sowie die Unterstützung von »Kümmerern« schaffen Vertrauen und Sichtbarkeit – etwa durch Praxisbeispiele wie »Sinn«.
  • Räume und Digitalisierung als Möglichmacher nutzen
    Eigene, flexibel nutzbare Räume und die konsequente Nutzung digitaler Tools erweitern das Angebot für Partner und Öffentlichkeit und erleichtern die Vernetzung.
  • Langfristig, flexibel und mit Prioritäten fördern
    Förderungen müssen verstetigt, Konzepte anpassungsfähig und ideenoffen gestaltet und klare Prioritäten gesetzt werden, weil sich Rahmenbedingungen schnell ändern.

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